Der schwärzeste Traum

Der schwärzeste Traum

 

ich bin unendlich müde und lege mich hin
mit dem Wachen schwindet auch der Sinn
der sanfte Schlaf übermannt mich nun
kann nichts daran ändern und nichts dagegen tun

 

offenen Auges falle ich in Dunkelheit
eine tiefe Beklommenheit macht sich in mir breit
kein oben, kein unten, ich weiß nicht wie ich bin
versuche nur zu finden, von allem hier den Sinn

 

endlich finden meine Füße wieder festen Grund
doch die Finsternis bleibt wie der Höllenschlund
nichts als Schwärze umgibt das unbekannte ich
was ist Finsternis und was bin ich, ich weiß es nicht

 

kalter, weißer Schnee, er steigt und fällt
nichts, was ihn irgendwie gefangen hält
legt sich leuchtend in die Dunkelheit
doch noch ist sie das einzige, was sicher bleibt

 

langsam sehe ich etwas in dieser endlosen Taubheit
es schält sich langsam aus der Finsternis eine Körperlichkeit
nein, nicht nur eine, so viele kann ich sehen
ihre Bewegungslosigkeit, die kann ich nicht verstehen

 

will zu ihnen gehen und aus dem Schlaf wecken
doch in dieser Finsternis, da bleibe ich stecken
kann mich nicht bewegen, bin starr und stumm
endlich drehen sich ihre Gesichter zu mir hin um

 

ich sehe alle meine Lieben, sie alle sind mein Leben
doch in ihren Gesichtern sehe ich seltsames sich regen
nun schaue ich und sehe endlich mal genauer hin
doch was ich sehe, ergibt alles keinen Sinn

 

so tief verwundet, in der Seele wie im Leib
präsentieren sie sich mir in dieser blutigen Verletztheit
wo kommen diese Wunden her? was bereitet ihnen Schmerz?
es schnürte es mir zu, hätte ich denn ein Herz

 

sie kommen auf mich zu, bewegen sich zu mir
in ihren Gesichtern steht Hass und blinde Gier
anklagende Augen wollen mir in die Seele sehen
ihre Blicke fesseln mich, ich kann nicht widerstehen

 

Sie heben die Hände, soweit sie es ihnen möglich
und erheben die Stimmen, leise und tödlich
schreiten weiter auf mich zu und kreisen mich einsie bedrohen mich mit ihrem ganzen Sein

 

"Warum hast du uns das angetan, sag´ uns doch den Grund!"
ich schüttle nur den Kopf, noch gefangen in dem Bund
der mich ihnen bindet und ihre Schmerzen fühlen lässt

es ist der Horror, als wenn der Tod nach meiner Seele fässt

 

sie sehen so schrecklich aus, ich fühle all ihre Schmerzen
ich kann das nicht verstehen, wo sind ihre Herzen?
nur ein schwarzes, klaffendes Loch ist an diesen Orten
der letzte Tag ist da, die Hölle öffnet ihre Pforten

 

"Es ist deine Schuld, deine Schuld allein!"
flüstern sie mir zu und grämen mir mein Sein
"Sieh dich an, an dir klebt unser Blut!"
in ihren Augen züngelt Feuer und unbändige Wut

 

sie drehen sich fort und wenden sich ab von mir
ich bleib zurück wie ein verschrecktes Tier
lasse nun endlich meine Augen mich selber sehen
doch was ich sehe, kann ich wiederum nicht verstehen

 

Blut an meinen Händen, nein, an meinem ganzen ich
doch dies ist nicht mein Körper, das weiß ich sicherlich
diese Krallen, diese Klauen, die nur noch Knochen sind
Fetzen blutiger Haut wehen im unbekannten Wind

 

Was bin ich nur, bin das denn wirklich ich?
Wie bin ich so geworden, ich versteh das alles nicht
hebe langsam nur meinen Schmerzensblick
doch sie sehen nicht ein einziges Mal zu mir zurück

 

Lassen mich allein ertrinken in meinem Blut
ich hoffe es geht ihnen dadurch besser und endlich wieder gut
kann sie so nicht leiden sehen, wünsche mir den Tod
wache endlich auf, manche Träume sind zu rot