Als nun das Mädchen bei ihm anrief, führte er es in ein Verkaufsgespräch, das ganz viele Angebote beinhaltete, gab ihr das totale Verkaufsgespräch sprach: „Jetzt mache dich an die Arbeit, und wenn du die die kommenden Telefonrechnungen nicht bezahlst, wird dein Anschluss gesperrt und du bekommst nach einer Weile die Fristlose.“ Darauf schloss er den Kundenkontakt ab, und sie blieb allein und ohne Telefon zuhause. Da saß nun die arme Tochter und wusste keinen Rat: Sie verstand gar nichts davon, wie man Rechnungen bezahlen konnte, und ihre Angst ward immer größer, dass sie endlich zu weinen anfing. Da klingelte es auf einmal an der Türe, und ein kleines Männchen sprach: „Guten Abend, kleine Jennifer, warum weinst du so sehr?“

„Ach“, antwortete das Mädchen, „ich soll für Leistungen der Telekom Geld bezahlen und verstehe das nicht.“ Sprach das Männchen: „Was gibst du mir, wenn ich’s dir bezahle?“ – „Mein Nietenhalsband“, sagte das Mädchen. Das Männchen nahm das Halsband, setzte sich vor das Online-Banking, und klick, klick, klick, dreimal geklickt, war die erste Telefonrechnung beglichen. Dann wechselte es das Konto, und klick, klick, klick, dreimal geklickt, war auch die zweite Telefonrechnung beglichen: Und so ging’s fort bis zum Morgen, da waren alle Schulden beglichen, und das Buchungskonto ausgeglichen.

Bei Sonnenaufgang kam schon der Kundenberater, und als er den Zahlungseingang erblickte, erstaunte er und freute sich, aber sein Herz ward nur noch geldgieriger. Er ließ Jennifer noch Mahnungen zukommen, und befahl ihr, das auch noch zu bezahlen, wenn ihr der Anschluss lieb wäre. Das Mädchen wusste sich nicht zu helfen und weinte, da ging schonwieder die Türe auf, und das kleine Männchen erschien und sprach: „Was gibst du mir, wenn ich dir das auch noch bezahle?“

„Meinen Ring aus’m Kaugummiautomaten“, antwortete Jennifer. Das Männchen nahm den Ring, fing wieder an zu überweisen und hatte bis zum Morgen alles bezahlt. Der Kundenberater freute sich über die Maßen bei dem Anblick, war aber noch immer nicht der Zahlungen satt, sondern ließ Jennifer noch Kosten der Rücklastschrift in Rechnung stellen und sprach: „Die musst du noch bezahlen. Gelingt dir’s, so soll dein Anschluss entsperrt werden.“ „Wenn’s auch ein Universal-Anschluss ist“, dachte er, „einen teureren Festnetz- Anschluss finde ich nur im Mobilfunk.“ Als das Mädchen allein war, kam das Männlein zum dritten Mal wieder und sprach: „Was gibst du mir, wenn ich dir noch diese Kosten bezahle?“ „Ich habe nichts mehr, das ich geben könnte", antwortete das Mädchen. „So versprich mir, wenn du auf IP wechselst, mindestens eine MSN.“ – „Wer weiß, wie das noch enden wird“, dachte Jennifer und wusste sich auch in der Not nicht anders zu helfen; sie versprach also dem Männchen, was es verlangte, und das Männchen zahlte noch einmal die offenen Gebühren. Und als am Morgen der Kundenberater im DKK schaute und alles fand, wie er gewünscht hatte, so ließ er ihren Anschluss entsperren, und die schöne Jennifer ward ihre fristlose Kündigung los.

Über ein Jahr brachte sie mehrere Kinder zur Welt und dachte gar nicht mehr daran Rechnungen zu zahlen und an die MSN für das Männchen. Da trat es plötzlich in ihre 1 Raum Wohnung in Berlin-Neukölln und sprach: „Nun gib mir, was du versprochen hast.“ Jennifer erschrak und bot dem Männchen alle Reichtümer ihres Hartz-4-Königreichs an, wenn es ihr das 4.Kind lassen wollte: aber das Männchen sprach: „Nein, etwas Lebendes ist mir alternativ lieber als alle Schätze deiner kleinen Welt und die dämliche MSN.“ Da fing die Jennifer so derbe an zu heulen, dass das Männchen Mitleiden mit ihr hatte: „Drei Tage will ich dir Zeit lassen“, sprach es, „wenn du bis dahin meinen Netzbetreiber weißt, so sollst du dein Balg behalten.“

Nun besann sich Jennifer die ganze Nacht über auf alle Anbieter, die sie jemals gehört hatte, und schickte einen Bimbo durchs Internet, der sollte sich erkundigen weit und breit, was es sonst noch für Carrier gäbe. Als am andern Tag das Männchen kam, fing sie an mit o2, Vodafone, 1&1, und sagte alle Anbieter, die sie wusste, nach der Reihe her, aber bei jedem sprach das Männlein: „Da bin ich nicht.“ Den zweiten Tag ließ sie in der Nachbarschaft herumfragen, bei welchen Betreibern die Leute wären, und sagte dem Männlein die ungewöhnlichsten und seltsamsten Anbieter vor. „Bist du vielleicht bei Tele2 oder Kabel Deutschland oder HTP?“ Aber es antwortete immer: „Da bin ich nicht.“

Den dritten Tag kam der Bimbo wieder zurück und erzählte: „Neue Anbieter habe ich keinen einzigen finden können, aber als ich an einem hohen Haus stand um Drogen zu kaufen, da wo die billigen Nutten sich die Füße plattstehen, so sah ich da einen Junky, und vor dem brannte eine Mülltonne, und um das Feuer sprang ein völlig zugekokstes lächerliches Männchen, hüpfte auf einem Bein und schrie:

„Heute koks ich,
Morgen sauf ich,
Übermorgen hol ich der Jennifer ihr geilstes Kind;
Ach, wie gut, dass niemand weiß,
dass ich vergessen hab wie ich heiß

und Kunde bei VR-Web bin“

Da könnt ihr denken, wie Jennifer froh war, als sie den Namen hörte, und als bald danach das Männlein hereintrat und fragte: „Nun, Jennilein, wo bin ich?" fragte sie erst: „Bist du bei EWE Tel?“ – „Nein.“ – „Bist du bei Osnatel?“ – „Nein.“

„Bist du etwa bei VR-WEB?“

„Das hat dir ZW gesagt, das hat dir ZW gesagt“, schrie das Männlein und stieß mit dem rechten Fuß gegen ihren Speedport, dass es derbe zersplitterte, dann packte es in seiner Wut den Mediareceiver mit beiden Händen und riss ihn entzwei.

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